Montag, 19. Oktober 2009

Nepal - zum Annapurna Base Camp

P*. Pandey

Auch wenn die wenigstens von Euch – und in diesem Fall betrachte ich mich, jedenfalls vom Prinzip her, als ein Teil von Euch – die nepalesische Tagespresse und das aktuelle Politikgeschehen in Kathmandu verfolgen, ist Euch möglicherweise bekannt geworden, dass seit geraumer Zeit, also genauso genommen seit November 2006, die Widerstandsbewegung der Maoisten an der Regierung beteiligt ist.

Ergänzend könnte man hinzufügen, dass ihr erklärtes Ziel- zumindest während des Bürgerkrieges – die Errichtung einer linksgerichteten Militärregierung ist, um es mal ein wenig euphemistisch zu formulieren.

Nun, da sie sowohl im Parlament vertreten und auch an der Regierung beteiligt sind und sogar gelegentlich den Ministerpräsidenten stellen, allerdings nur so lange, wie dieser Bock auf diesen Job hat, was in der Regel nicht allzu lange der Fall ist, wird das nicht mehr so krass formuliert, allerdings merkt man schon, dass sie – also die Maositen – nicht so richtig erfahren in Regierungsarbeit sind, wohingegen sie in Bürgerkriegsfragen ja recht erfolgreich waren.

Man hört immer wieder (und immer öfter), dass sie im Rahmen wichtiger Regierungsfragen, wie beispielsweise die Ausarbeitung der Verfassung, was seit nunmehr 3 Jahren erklärte Hauptaufgabe der derzeitige Regierung ist, wenn ihre politischen Vorstellungen und Ideen nicht 100% in den Konstitutionsentwurf einfließen, die Arme vorm Körper verschränken, schmollmundig aufstehen und in schöner Regelmäßigkeit den Verhandlungstisch beleidigt verlassen und alles boykottieren, was auf einen Verhandlungskompromiss hinausliefe.

Fazit: das Land steht still.


Doch HALT:

Nicht ganz.

Wie ich in der „The Kathmandu Post“ vom 15.11.2009 las.

Dort wurde nämlich von Landenteignungen berichtet, durchgeführt von – ratet mal!

Ja genau! Den Maoisten.

Dort hieß es (ich übersetzte mal frei):

Maoisten enteignen Land:

Maoisten haben… rund 70 Hektar Land enteignet…Folgende Besitzer waren betroffen:

Prabhatraj Pandey

Pratapraj Pandey

Pradipraj Pandey“


Der Grund für die Enteignung wurde zwar nicht genannt aber ich vermute, es lag wohl an der Traditionspflege fantasieloser Namensgebung innerhalb der Familie Pandey.



Prabhatraj Pandey


Pratapraj Pandey


Pradipraj Pandey


Namaste-Lodge in Ulleri auf dem Weg zum Poon Hill


Sonnenaufgang am Deurali-Pass zwischen Ghorepani und Tatepati


Ainguero (re.) und sein guide im Annapurna-Sanctuary


Annapurna-Sanctuary und der "Ort" Deurali (unten links)


Machhapuchhre


Am Annapurna Base Camp,
im Hintergund Annapurna I (8091m), zehnthöchster Berg der Welt


Morgenstimmung am Annapurna Base Camp




Annapurna South




Machhapuchhre Base Camp


Ramru phul (= schöne Blume), Gurjung Lodge


Frühstücksterasse in Chomrong mit Blick
auf den
Machhapuchhre (rechts)


Echt, unecht, echt, unecht....


Blick auf einen Teil der Annapurna-Range
(v.l.n.r.: Annapurna South, Hiunchuli, Machhapuchhre)


Abstieg ins Tal Richtung Pokhara


Verkehr in Nepal

...ist das reinste Abenteuer.

Als ich dieses Jahr meine Gruppe vom Flughafen abholte und wir auf dem Weg zum Hotel waren, fragte mich einer der Gäste, kaum dass wir das Flughafengelände verlassen haben: „Ist hier rechts oder Linksverkehr?“

Worauf ich antwortete, „Linksverkehr, aber wir fahren gerade auf der falschen Seite“.

Auch folgende Frage (an den Fahrer gerichtet) hatte durchaus ihre Berechtigung:

„Must you lörn tuh dreiww?“

Er (d.h. der Fahrer) war nicht einmal beleidigt und antwortete stolz und mit einem freundlichen Lächeln: „Yes, sure!“. Anschließend fuhr er weiter auf der falschen Seite und malträtierte wieder fröhlich die Hupe (wie alle anderen auch).

Auf einer Fahrt in einem öffentlichen Bus (local bus) hatten wir „tecnical problems“, wie der Fahrer uns mit einem Schulterzucken kundtat. Die erste Panne schon nach einer halben Stunde – Reifenpanne.

Allerdings war das nicht weiter überraschend, denn vor der Abfahrt beobachtete ich den Fahrer, wie er eine verdächtig zischende Stelle des linken Vorderrades mit einem Klumpen Lehm und einem Büschel Haare notdürftig „reparierte“…

Auf der Rückfahrt hatten wir dann richtig Glück, denn ein Radbolzen ist durchgekracht, was insgesamt nicht weiter verwunderlich war, den der Bus war (wie es hierzulande üblich ist) hoffnungslos überladen (30 Sitzplätze aber 120 Passagiere), fuhr halsbrecherisch zu schnell und dazu noch auf einer Piste, die ihrerseits diese Bezeichnung nicht verdiente und gespickt war mit 20000 Schlaglöchern der übelsten Sorte (verteilt auf ca. 50 Streckenmetern).

Aber auch hier geschah ein kleines Wunder: Irgendwie gelang des dem Fahrer und seinem Schergen im Nachbardorf einen ca. 14jährigen Schrauber aufzutreiben, der rustikal zu Werke ging und mit abenteuerlich anmutendem Werkzeug den Schaden behob (d.h. irgendwo an anderer Stelle – unseres Busses – etwas abschraubte, was ungefähr so ähnlich aussah wie der gebrochene Radbolzen, um ihn an der Stelle wieder einzusetzen, wo der Radbolzen durchgekracht war).

Er hat für die Rettungstat stolze 50 Rupien (ca. 50 Cent) in Rechnung gestellt, und außerdem ein türkisfarbenes T-Shirt an mit der passenden Aufschrift „Black Night Mare“.

Das fand ich irgendwie doch ganz beruhigend.

Auf der Weiterfahrt fuhren wir ca. 2 Stunden hinter einem Lastwagen hinterher, der Gasflaschen geladen hatte, die nicht besonders vertrauenswürdig verstaut waren. Der ganze Lastwagen sah nicht besonders vertrauenswürdig aus. In Nepal gibt es keinen einzigen vertrauenswürdig aussehenden Lastwagen. Aber dieser sah besonders wenig vertrauenswürdig aus.

Aber Nepalis sind ja von Natur aus grundoptimistisch, bzw. korrekterweise hat das weniger mit ihrer Natur zu tun (vielleicht auch… ein bisschen), sondern mit ihrer religiösen Einstellung. Und so kümmert man sich erst dann um die Lösung eines Problem, wenn’s es akut ist, d.h., wenn es ein Problem gibt, also der Reifen platt ist oder ein Bolzen gebrochen ist, aber keineswegs vorher. Warum auch?

„Maybe we are lucky!“) heißt das Credo.

Aber zurück zur der Ladung Gasflaschen und dem schrottigen LKW, der sie quer durchs Land kutschierte. Für den skeptischen Verkehrsteilnehmer war am Heck des Schrotthaufens ein vertrauensbildendes Schild montiert, welches fröhlich folgende Botschaft verkündete:

„TRUST ME – IF YOU CAN!“

Gerne hätte ich ein Foto gemacht.