Dienstag, 31. Oktober 2006

Annapurna-Runde und "One person finish!"



Sonnenuntergang am Machhapuchhre (Fishtail Mountain)



Einer der "Klassiker" in Nepal ist der Annapurna-Trek - oder, um genau zu sein, - die Annapurna-Umrundung.
Dauert ca. 16 Tage - je nach Wetterbedingungen und persönlicher Fitness.
Hat man genügend Zeit im Gepäck kann man die Umrundung abrunden mit einem Abstecher zum Annapurna-Base-Camp, auch Annapurna Sanctuary. Dafür sollte man noch einmal 8 - 10 Tage rechnen. Wenn man sich auf der Umrundung noch etwas mehr Zeit lassen möchte und den einen oder anderen ein- oder mehrtägigen "Abstecher" machen möchte (z.B. zum Tilicho-See), dann sollte man sich am besten 30 Tage Zeit nehmen. Oder mehr.
Ich hab das Programm in 24 Tagen abgerockt, das war allerdings z.T. etwas stressig und die Etappen ziemlich lang.

Das Faszinierende an der Umrundung des Annapurna-Massivs ist, dass man durch eine Vielzahl von Klimazonen und unterschiedlichsten Landschaften mit völlig gegensätzlicher Vegetation kommt. Der Wechsel ist - auch wenn man sich das kaum vorzustellen vermag - z.T. innerhalb weniger Kilometer DEUTLICH zu sehen.

So startet man die Umrundung klassischerweise in Besi Sahar, auf 760m Höhe. Dort herrscht tropisches Feuchtklima und man schwizt sich 'nen Wolf (während es an dem höchtsen Punkt des Treks, dem Thorung La, auf 5416m, selbstverständlich sehr, sehr kalt werden kann - übrigens auch in den Nächten davor!).
Wenige Tage nach dem Beginn des Treks in Besi Sahar geht der tropische Feuchtwald langsam in Nadelwald über und dieser wird dann immer lichter und (mit zunehmender Höhe und Trockenheit) von Wacholdergestrüpp abgelöst.

Auf der Nordseite des Massivs - und somit im Regenschatten - ist es sehr trocken: Halbwüste.

Im Gali Kandaki - Flusstal auf der Westseite des Annapurna gibt es dann die gleiche Abfolge von Klima- und Vegetationszonen, wie schon af der Ostseite. Nur ist hier die Abfolge dichter und innerhalb kürzester Zeit kommt man aus der Halbwüste Mustangs in Wacholdergestrüpp, Nadelwälder, gemäßigte Feuchtwälder und schließlich bei dem Ort Tatopani in tropische Vegetation.
Echt irre!

So, und damit Ihr mir das auch glaubt, gibt es jetzt ein paar Bilder um am Ende noch zwei kleine Geschichten vom Annapurna-Base-Camp ("One person finish") und von einem Fahrkünster in Pokhara.



Swargadwari-Brücke bei Bhratang


Lamjung (6983m)


Ice-Lake auf 4600m, Im Hintergrund Annapurna III (7555m)




Gangapurna (7454m) und Gangapurna-Gletscher


Tilicho Tal (Tilicho See, denn "Tal" = See) auf 4920m


Janosch und Pete aus Melbourne


Ein Weltwunder an "Blau"




"Landslide Area"
(am Ende der Area, war ein weiteres Schild: "Thanks"...
"Thanks, für's Überleben" oder so...)


Entlang des Thorung Khola nach Ledar


Am Thorung La (5416),
höchster Punkt auf der Annapurna-Umrundung


Buddhistisches Dorf Jarkot


Halbwüste im Regenschatten
des Annapurna-Gebirges


Oberlauf des Gali Khandaki bei Kagbeni (rechts)




Marpha


Aufstieg zum Dhaulagiri-Icefall (nachts gab es Neuschnee)


Nilgiri (7061m)


Am Dhaulagiri-Icefall


Auf dem Weg zum Annapurna-Base-Camp ("ABC")
entlang des Modi-Khola


Am "ABC" mit südlichem Annapurna-Gletscher
und Annapurna I (8091m)


Annapuna South (7219m)


Zurück durch das Modi-Tal


Ein Ort, bzw. Ansammlung von netten Loges: Sinuwa


Morgendämmerung von Landruk aus gesehen


Terassierte Hänge im unteren Modi-Tal bei Tolka


Zwischen Landruk und Tolka


Grosser Keksfan


Entlang wundervoller Reisterassen geht's zum Bus in Phedi

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"One person finish!"
Nach meinem dreiwöchigen Spaziergang um den Annapurna (eigentlich sind es mehrere Annapurnen, aber zur Vermeidung von Konfusitäten tun wir mal so, als wäre es nur einer) bin ich nun wieder in der chaotischen Zivilisation.

Nach ein paar Tagen gemütlicher Auszeit in Pokhara (wo ich erst mal schön einen Tach mit Tropengrippe oder so flach lag und dann aber ganz schnell wieder gesund werden wollte, nachdem 200 lärmende Inder im gleichen Hotel eincheckten) seit heute wieder in der Landesmetrolpole.

Was soll ich sagen?
Der Spaziergang um das Annapurna-Massiv war super!
Ca. 500km und rund 17 oder 18T Höhenmeter und 4 bis 5 GB Fotos.
Nicht gerade unanstrengend aber genial!

Nahe dem Annapurna Base Camp - also vor ein paar Tagen - machte ich in 'nem Teehaus brunchmäßigen Zwischenstopp. Wie die Teehauswirte hier so sind, wurde man (also ich) schön in ein Gespräch verwickelt, während ich versuchte meinen Pancake (also Eierkuchen) zu mampfen. Ich war sehr hungrig.

Das lief ungefähr so:

Knispel: "Actually there is an expedition on Annapurna!" und ich "Aha. Hmm-hmm (mampf). Interesting!" und er wieder: "One person finish!"
Darauf ich: ".. (mampf).. ???" und er so: "There was accident..." und ich wieder: "So, only one person was on the top?" (ich hatte nicht genau verstanden, was er meinte und war außerdem ziemlich mit meinem Eierkuchen beschäftigt).
Knispel: "No, no! finish" (macht dabei mit der Hand 'ne sägende Bewegung in der Halsgegend) und ich: "Au Backe! Ich meine: Shit! What happend?" und er: "Accident. Avalanche. Other peoples missing. May be tomorrow helicopter coming."
ich: "May be?" und er: "May be. Not sure. You know?"
ich: "Fuck!" und er dann: "Yes..."

Außerdem könne man, wie er meinte, - wenn man sein Leben riskieren möchte - statt auf die Berge zu kraxeln - doch lieber gleich in den Krieg ziehen.
Das sei billiger.
Und man könnte gleich noch 'n bisschen Geld damit verdienen.

Eigentlich ganz pragmatisch der Gedanke und da hat der Gute nicht ganz Unrecht.

Ja, ja. solche Geschichten passieren, wenn's in die „Todeszone“ geht.

Im ABC (Annapurna Base Camp) hing in einer der Lodges 'ne Gedenktafel für Anatolj Boukreev. Das war'n ziemlich bekannter Eversetbesteiger, der während der 96-Tragoedie 'ne tragische Rolle gespielt hat bzw. nachträglich (wennauch vermutlich ungerechtfertigt) ins Kreuzfeuer der Kritik geriet, und dann wenige Jahre später selbst am Annapurna abgestürzt ist.

Der Geist bekannter Bergsteigerschicksale weht einem quasi ständig um die Nase.
Irgendwie eigentümlich.



Sonnenaufgang von Sarankot (Pokharas "Hausberg")








Ich muss dringend zum Frisör


Stunt auf 'nem Moped
Was die Kurzanekdote hinsichtlich "Motorrollern nur für Geübte" betrifft.... in the streets of Pokhara ward gestern folgendes gesehen:

Typ (westliche Langnase mit Shorts) will Roller mieten.
Setzt sich auf Roller – zwechs Probefahrt.
Probefahrt begins.
Typ fährt los (besser: schießt los), wie von 'ner Tarantel gestochen.
Hat dabei einen wahnsinnigen Ausdruck in den Augen.
Augen sind starr geradeaus gerichtet.
Moped wird immer schneller.
Fährt weiterhin geradeaus.
Wird immer noch schneller.
Stöß beinahe mit einem Radfahrer zusammen.
Taxi macht Vollbremsung (knapp Kollision vermieden)...
... und fährt mit voll Karacho in 'nen Klamoten-Shop auf der gegenüberliegenden Straßenseite.

Entgeisterte Gesichter rundum sofert setzt ein Höllengezetere aus dem Klamottenladen ein, was ja nicht ganz unverständlich ist.

Der Typ war NICHT ich.
Ich fahr’ kein Moped.
War nur Beobachter.

So, genug geschwafelt.
Euch liebe Grüße und allen, die keine Bayern-Fans sind:

Glückwunsch zum Werder-Sieg!


Downtown Pokhara ("Lakeside")


Weltfriedens-Stupa oberhalb des Phewa-Sees


Von hier hat man einen schönen Blick
zum Annapurna-Massiv und zum
Machharpuchhre (Fishtail-Mountain)





Phewa-See und Pokhara



"Buspark" frühmorgens in Pokhara




Illegal in Mustang

Einen ganz kurzen Gruß (den auch jeder lesen kann, hoffentlich ohne, dass es dabei zu langweilig wird) von meiner kleinen Annapurna-Runde.
Es ist quasi Halbzeit, d.h. es liegen noch etwa zwei weitere spannende Wochen vor mir.


Gestern war ich illegal.
Illegal in einem Königreich, um genau zu sein...

Nordwestlich des Annapurna-Massivs, grenzt das für Normalwanderer zugängliche Nepal an einen für Normalwanderer NICHT-zugänglichen Landesteil.
Hierbei handelt es sich um eine Art "verstecktes Königreich" (hidden kingdom) namens Mustang. "Versteckt" natürlich nicht in dem Sinne, dass man es erst kürzlich entdeckt hat oder es besonders unzugänglich ist, nein, nein. Sondern deshalb, weil die Landesregierung bisher versucht, den Zustrom von - hauptsächlich ausländischen - Touristen in diesen Lanesteil zu bremsen und so dessen Ursprünglichkeit zu bewahren. Eigentlich nicht ganz unvernünftig.

Jedenfalls benötigt man eine Sondererlaubnis, um nach Mustang "einwandern" zu dürfen.
Diese Sondererlaubnis wird von äußerst gewissenhaften Beamten an einem Kontrollposten kontrolliert. Dieser Kontrollposten befindet sich in einem Ort, durch den man auf der Wanderung um das Annapurna-Massiv hindurch kommt.
Der Ort heißt Kagbeni.


Auf dem Annapurna-Rundweg kommt man durch den Ort Kagbeni
(Tor zum "Upper Mustang Valley")


Über den Dächern von Kagbeni


Blick ins Upper Mustang Valley
vom Polizeiposten in Kagbeni
(hier ist erst mal "Schluss")

Nachdem ich versucht habe, den Polizeiposten zu überzeugen, mich mal kurz (ohne Sondergenehmigung) einreisen zu lassen - was natürlich nicht geklappt hat - musste ich entweder aufgeben oder mir etwas anderes einfallen lassen.

Mir fiel etwas anderes ein.
Ich wechselte nämlich die Flussseite und konnte so in das "Sperrgebiet" einwandern.
Allerdings hatte die Sache einen Haken. Die Grenzer vom Kontrolposten auf der anderen Flusseite konnten mich nämlich hervorragend beobachten. Und taten das auch ausgiebig; das war zumindest mein Eindruck.

So konnte ich die Exotik Mustangs nur halb genießen, denn ich hatte bei dem Gedanken an den Rückweg, latent die Hosen voll und vermutete, dass ich von einem Einsatzkommando abgefangen und festgenommen würde.

Daher habe ich mich präventiv möglichst unauffällig (also nepalesisch) verhalten, indem ich möglichst scheinheilig dahinschlurfte, mir meine Mürtze schief und tief ins Gesicht zog und die Hände hinterm Rücken verschränkte, um so zu tun, als sei mir irgendwie langweilig.
Das Herz pochte indes recht aufgeregt und die Aufregung legte sich erst dann wieder, als ich die "richtige" Flussseite erreichte und auch eine halbe Stunde später immer noch nicht verhaftet worden bin.


Illegal in Mustang (früh)...


... gleiche Stelle (etwas später)


Terassenfeldbau bei Tiri Gaon


Ein heiliger Stein


Abends gab's dann in der Herberge (zur Beruhigung der Nerven) "Rakxie" oder „Raksi“, das ist in Heimarbeit zubereiteter legaler Gerstenschnaps.
Schmeckt so ähnlich wie Grappa - und knallt ganz erfolgreich.

So, Schluss jetzt!

Sonst wird's zu lang!

Hoffe, bei euch ist weiterhin alles tutto paletti und tutti frutti!

Hasta pronto, wie man hierzulande zu sagen pflegt!

Mittwoch, 4. Oktober 2006

Schlachtfest in Kathmandu

Hier, d.h im schönen Kathmandu, fand in den letzten Tages eine äußerst wichtige hinduistische Feierlichkeit statt: Dashain

Das ist ein Fest, welches ungefähr ähnlich wichtig ist, wie Weihnachten in der christlichen Welt und so werden zu diesem Anlass den 3 Millionen hinduistischen Gottheiten, viele (sehr viele) Opfer dargeboten.

Meist bunt gefärbter Reis, oder Blumen oder gefärbter Reis mit Blumen oder Obst oder Obst mit Blumen oder Räucherwerk oder Räucherwerk mit Blumen oder Tiere (Hühner, Enten, Schafe, Ziegen, Wasserbüffel) oder Kinder, Schwiegermütter und Ehefrauen.

Ab "Kinder" war ein Scherz!


Jedenfalls war hier mächtig was los.

Gestern z.b. war feierliches Abschlachten angesagt. Wir (d.h. Jannis, mein Wanderkumpan vom Everset, Robert, ein ausgestiegener Schweizer, der mit seinem Uhrmacherjob in der Schweiz gebrochen hat und stattdessen seit 2 Jahren auf dem indischen Subkontient rumtourt und noch diverse andere Backpackerlegenden) waren im Stadtzentrum auf ’nem Militärexerzierplatz der hübsch hergerichtet war mit ziemlich viel repräsentativen Tamam, schlechter Militärkapelle (sehr schlecht), 7 hübsch geschmückten Opferstellen und reichlich militärischem und religiösem Zierrat und Trara.

Dann wurden die Messer gewetzt und geschwungen und die Köpfe rollten (Köpfe von Ziegen und Kühen - Hühner und Enten wurden gar nicht erst reingelassen, sondern vorher schon platt gemacht).

Die Körper zuckten dann noch ein bisschen während sie 2 mal um die Opferstöcke herum gezogen wurden (während aus den Halsschlagadern noch der rote Saft rausströmte) und auch die abgehackten Köpfe blinzelten, verdrehten noch ein bisschen die Augen und zuckten mit den Ohren.

Wir haben uns gefragt, ob die armen Biester wohl noch was mitkriegen und sich vielleicht ein wenig wundern, was gerade los war ("Hallo, was soll das?").

Ich glaube schon, also d.h. ich frage mich, warum soll ein Wirbeltier unmittelbar und SOFORT in dem Sekundenbruchteil versterben, in dem der Kopf vom Rest getrennt wird. Wahrscheinlich sind die Betroffenen doch erst wirklich dann tot, wenn die Brennstoffzelle, also das Gehirn tot ist, also aller Sauerstoff aufgebraucht ist?

Oder?

Und das dauert doch noch eine Weile, so dass genügend Zeit bleibt festzustellen, dass man keine Luft mehr kriegt, und dass jemand einen (bzw. nur den eigenen Kopf) irgendwo hinträgt und vielleicht sieht man ja noch, was so um einen herum passiert, z.B. der Körper 3x um den Opferstock herumgezogen wird.

Da kann man sich dann auch gleich fragen, wie das so mit der Guillotine ist, bzw. besser gesagt, mit denen, die drunter leigen.... oder lagen.

*Zack*

Ab die Rübe

Tot?

Nee, noch nicht (wart, wart, wart)

So. Jetzt (vielleicht)...


Naja, genug der Gedankenspiele.

Nicht sehr appetitlich.


Geböllert wurde hingegen überhaupt nicht.

Nur mit jeden Kopp-Abhack wurde ein Salutschuss abgefeuert.

Zum Abschied schätze ich (so "tschüss Ziege" *PENG* oder "tschüss Kuh" *PENG* oder "tschüss Wasserbüffel" *PENG*).

Hmja, andere Länder andere Sitten.


So, das reicht. Geplante Romanlänge ist bereits überschritten (liest ja sowieso keine Sau hier).

Euch weiterhin alles Liebe und viel Spass beim Tag der dt. Einheit!




Schlachtfest: Kuh mit Kopf


Schlachtfest: Kopf halb ab


Schlachtfest: Kopf ganz ab -
ob sie wohl noch etwas merkt?
("Hallo, was soll das?
Ich find' das nicht lustig, Mannoo!

Hört mal auf damit!
")