Dienstag, 31. Oktober 2006

Illegal in Mustang

Einen ganz kurzen Gruß (den auch jeder lesen kann, hoffentlich ohne, dass es dabei zu langweilig wird) von meiner kleinen Annapurna-Runde.
Es ist quasi Halbzeit, d.h. es liegen noch etwa zwei weitere spannende Wochen vor mir.


Gestern war ich illegal.
Illegal in einem Königreich, um genau zu sein...

Nordwestlich des Annapurna-Massivs, grenzt das für Normalwanderer zugängliche Nepal an einen für Normalwanderer NICHT-zugänglichen Landesteil.
Hierbei handelt es sich um eine Art "verstecktes Königreich" (hidden kingdom) namens Mustang. "Versteckt" natürlich nicht in dem Sinne, dass man es erst kürzlich entdeckt hat oder es besonders unzugänglich ist, nein, nein. Sondern deshalb, weil die Landesregierung bisher versucht, den Zustrom von - hauptsächlich ausländischen - Touristen in diesen Lanesteil zu bremsen und so dessen Ursprünglichkeit zu bewahren. Eigentlich nicht ganz unvernünftig.

Jedenfalls benötigt man eine Sondererlaubnis, um nach Mustang "einwandern" zu dürfen.
Diese Sondererlaubnis wird von äußerst gewissenhaften Beamten an einem Kontrollposten kontrolliert. Dieser Kontrollposten befindet sich in einem Ort, durch den man auf der Wanderung um das Annapurna-Massiv hindurch kommt.
Der Ort heißt Kagbeni.


Auf dem Annapurna-Rundweg kommt man durch den Ort Kagbeni
(Tor zum "Upper Mustang Valley")


Über den Dächern von Kagbeni


Blick ins Upper Mustang Valley
vom Polizeiposten in Kagbeni
(hier ist erst mal "Schluss")

Nachdem ich versucht habe, den Polizeiposten zu überzeugen, mich mal kurz (ohne Sondergenehmigung) einreisen zu lassen - was natürlich nicht geklappt hat - musste ich entweder aufgeben oder mir etwas anderes einfallen lassen.

Mir fiel etwas anderes ein.
Ich wechselte nämlich die Flussseite und konnte so in das "Sperrgebiet" einwandern.
Allerdings hatte die Sache einen Haken. Die Grenzer vom Kontrolposten auf der anderen Flusseite konnten mich nämlich hervorragend beobachten. Und taten das auch ausgiebig; das war zumindest mein Eindruck.

So konnte ich die Exotik Mustangs nur halb genießen, denn ich hatte bei dem Gedanken an den Rückweg, latent die Hosen voll und vermutete, dass ich von einem Einsatzkommando abgefangen und festgenommen würde.

Daher habe ich mich präventiv möglichst unauffällig (also nepalesisch) verhalten, indem ich möglichst scheinheilig dahinschlurfte, mir meine Mürtze schief und tief ins Gesicht zog und die Hände hinterm Rücken verschränkte, um so zu tun, als sei mir irgendwie langweilig.
Das Herz pochte indes recht aufgeregt und die Aufregung legte sich erst dann wieder, als ich die "richtige" Flussseite erreichte und auch eine halbe Stunde später immer noch nicht verhaftet worden bin.


Illegal in Mustang (früh)...


... gleiche Stelle (etwas später)


Terassenfeldbau bei Tiri Gaon


Ein heiliger Stein


Abends gab's dann in der Herberge (zur Beruhigung der Nerven) "Rakxie" oder „Raksi“, das ist in Heimarbeit zubereiteter legaler Gerstenschnaps.
Schmeckt so ähnlich wie Grappa - und knallt ganz erfolgreich.

So, Schluss jetzt!

Sonst wird's zu lang!

Hoffe, bei euch ist weiterhin alles tutto paletti und tutti frutti!

Hasta pronto, wie man hierzulande zu sagen pflegt!